Nein, niemand von unserer Schule hat eine Arktisexpedition unternommen. Aber wir haben einen Teilnehmer der MOSAiC-Expedition mit dem Schiff „Polarstern“ im Jahr 2019/20 eingeladen, um uns berichten zu lassen, warum solche Expeditionen unternommen werden, welche Berufsgruppen dort gefragt sind und was einen erwartet, wenn man sich für Monate entweder in die ewige Nacht oder den ewigen Tag begibt, fernab von jeglicher Zivilisation. Etwa zwei Stunden lang berichtete Dr. Falk Pätzold vom Institut für Flugführung der TU Braunschweig in einem spannenden Bildervortrag den Kursen BI02 und CH02 von der Expedition und stand für Fragen zur Verfügung.
Bei dieser Expedition ging es um Erforschung eines Gebietes auf unserer Erde, das aufgrund seiner extremen Bedingungen bisher noch viel zu wenig untersucht werden konnte. Denn so dicht am Nordpol gibt es kein Land, auf dem man eine Forschungsstation errichten könnte. Die Forschungsstation bildete daher das Schiff Polarstern, das fast ein Jahr mit den Eisschollen durch das Meer driftete. Die vorgenommenen Messungen und Untersuchungen sollen vor allem Erkenntnisse über Klimasysteme liefern, um bessere Klimamodelle und Simulationen zu erstellen. Aber auch die Erforschung von Lebensbedingungen kam nicht zu kurz.
Dazu benötigt es, wie man allein an unserem Referenten sehen konnte, beileibe nicht nur Meeresbiologen, sondern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus vielen verschiedenen Fachrichtungen. Auch ein Arzt und eine Krankenpflegerin, die ziemlich umfassend für diese Belange ausgebildet sein und viel Erfahrung mitbringen musste, waren selbstverständlich dabei, um Krankheiten und vor allem Verletzungen zu behandeln. Dr. Pätzold zeigte und erklärte uns einen Beitrag des Institus für Flugführung für diese Expedition, nämlich den Helipod, eine Schleppsonde (einen speziellen Flugkörper mit Verbindungsseil) mit Messgeräten für Messungen in der Atmosphäre und an der Oberfläche des Eises.
Ganz lebensfremd ist auch diese Erdregion nicht: Die Forscherinnen und Forscher fanden z.B. Fische und andere Wassertiere, deren Mageninhalt untersucht wurde, um herauszufinden, wovon sie sich ernähren. Einer weiteren Tierart, einem landlebenden Säugetier, wurde eher in anderer Hinsicht viel Aufmerksamkeit zuteil: Ein fester Bestandteil des Sicherheitstrainings vor Expeditionsantritt für alle Teilnehmer ist das Verhalten gegenüber Eisbären, wie Dr. Pätzold berichtete. Die Tiere sehen zwar zuweilen ganz niedlich aus, sind aber kräftige Raubtiere, mit denen nicht zu spaßen ist. Das gilt auch bezüglich Ausrüstungsgegenständen, die von Eisbären aufgrund ihrer Neugierde gern auf eine spezielle Art und Weise untersucht werden, siehe Bild. Leider bekommt diese Untersuchung den teuren Geräten in der Regel nicht so gut, denn Eisbären haben kräftige, scharfe Zähne. Da das Eis der Lebensraum der Tiere ist und nicht derjenige der Menschen, ist jedoch der Gebrauch eines Gewehrs tabu. Allenfalls ein Verscheuchen ist erlaubt.
Alles in allem ein sehr interessanter Einblick in die Forschungswelt und auch als Einblick in mögliche spätere berufliche Tätigkeiten sehr wertvoll. Hier zwei Kommentare von Kursteilnehmern: „Ich war sehr fasziniert von dem Vortrag und vielleicht sogar ein bisschen positiv überrascht! Es war interessant und hat auch Lust auf eigene Expeditionen geweckt (obwohl ich wahrscheinlich nie dazu kommen werde). Es war auch ein interessanter (kleiner) Einblick in die Realität der Berufe.“ „…Da mich dieses Fachgebiet sowieso immer schon interessiert hat, war das eine gute Möglichkeit da besser reinzuschauen. Der Vortrag hat eigentlich nur noch mehr mein Interesse geweckt. Sonst bekommt man ja wenig über verschiedene vor allem solche extravaganten Berufe mit, vor allem in der Schule. Ich denke solche Vorträge sollte es häufiger geben nicht nur in Bio, damit Schüler auch Entscheidungen leichter fällen können, was die späteren Berufsmöglichkeiten betrifft. Und allgemein hat er den Vortrag interessant und informativ für jeden gestaltet (meiner Meinung nach) auch wenn nicht unbedingt jeder in diese Richtung gehen möchte.“
Und auch Herrn Dr. Pätzold hat es großen Spaß gemacht, wie er versicherte. Herr Ruff hat bereits einen weiteren Termin mit ihm vereinbart. So dürfen noch weitere Schülerinnen und Schüler gespannt sein!
Bildnachweis: Lianna Nixon